Eine chassidische Geschichte

Anlage 12.a

 

Das volle Bethaus

Der Baalschem (A1) blieb einst an der Schwelle eines Bethauses stehen und weigerte sich, es zu betreten.

„Ich kann nicht hinein“, sagte er, „es ist ja von Wand zu Wand und vom Boden bis zur Decke übervoll  ... des Gebets, wo wäre da noch Raum für mich?“

Und als er merkte, dass die Umstehenden ihn anstarrten, ohne ihn zu verstehen, fügte er hinzu: „Die Worte, die über die Lippen der ...  Beter gehen und kamen nicht aus einem auf den Himmel ausgerichteten Herzen, steigen nicht zur Höhe auf, sondern füllen das Haus von Wand zu Wand und vom Boden bis zur Decke.“

Martin Buber, Die Erzählungen der Chassidim, Manesse 1949, S. 160f

 

Frage:

Was wollte der Baalschem den Betern klar machen?

 

Anmerkung

(A1) Rabbi Israel ben Elieser mit dem Ehrennamen „Baal Schem Tov“ (= Meister des guten Namens), gest. 1760,  ist der Begründer der chassidischen Frömmigkeitsrichtung im Judentum.