25. Agnus Dei - Lamm Gottes

Einführung

 

In diesem Kapitel kommen folgende Themen zur Sprache:

  1. Lamm Gottes: Die Symbolik des Lammes nach Jes 53
  2. Du nimmst hinweg die Sünde der Welt: Stellvertretende Sühne
  3. Das Brechen des Brotes
 

1. Zur Symbolik des Lammes

Hier geht es um drei wichtige Aussagen:

  1. Jesus starb freiwillig. (Jes 53)
    Im Zweiten Hochgebet heißt es:
            „Denn am Abend, an dem er ausgeliefert wurde und sich aus freiem Willen dem Leiden unterwarf...“
  2. Er hat sich dem Leiden ausgeliefert, wehrlos wie ein Lamm. (Jes 53)
  3. Er hätte die Macht gehabt, sich zu wehren (12 Legionen Engel), aber er hat auf seine Macht verzichtet: Er hat sich wehrlos gemacht.

Diese Aussagen werden im Rollenspiel Kämmerer / Philippus vermittelt.

Vorbereitet wird das Verständnis von Jes 53 durch Anlage 25.a und das Foto von der Schafschur. Es zeigt unseren Stadtkindern, wie eine Schafschur vor sich geht, und vermittelt zusammen mit der „Tigerfrage“ das Verständnis für die Friedfertigkeit des Lammes.

Der Dialog selbst ist etwas lang geraten, ich hoffe, nicht zu lang. Die Ausführlichkeit erklärt sich daraus, dass ich die Gelegenheit genutzt habe, um noch einmal etwas zeitgeschichtlichen Hintergrund zu vermitteln (Realität der Besatzung Israels durch die Römer) sowie den sympathischen Charakter des Apostels Petrus ein wenig zu skizzieren.

Die theologische Deutung Jesu als das neue Passahlamm und der damit gegebene alttestamentliche Hintergrund (Rettung aus Ägypten) werden kurz angesprochen, aber nicht näher entfaltet in der Annahme, dass dies in den Kursen der Pfarrgemeinde geschieht.

Wo das nicht der Fall ist, könnte sich ein Gespräch zwischen Eltern und Kind zu diesem Thema an die entsprechende Frage am Ende des Dialogs anschließen.

 

2. „Du nimmst hinweg die Sünde der Welt“

In Kapitel 20 haben wir einen ersten Schritt getan, um uns der Theologie des Kreuzes zu nähern. Am Beispiel von Damian de Veuster ging es um das Wort Jesu: Es gibt keine größere Liebe, als wenn einer sein Leben hingibt für seine Freunde.

Das Agnus Dei führt uns nun zu dem zweiten, schwierigeren Schritt. Es geht um die Stellvertretende Sühne: Lamm Gottes, du nimmst hinweg die Sünde der Welt.

Gibt es das – stellvertretende Sühne? Wie kann ein einziger Mensch die Sünde der ganzen Welt hinwegnehmen?

Ein Mensch kann das tatsächlich nicht. Das kann nur Gott selbst, indem er Mensch wird und sich erniedrigt bis zum Tod am Kreuz.

Wie provozierend dieses Glaubensgeheimnis ist, wird deutlich am Wort eines Rabbiners. Er legt dar, wie Gott bereits im Alten Testament sich erniedrigt, um seinem Volk zu dienen: indem er ihm vorausgeht in der Wolken- und Feuersäule. Und wie er sich erniedrigt, indem er hinabsteigt in den brennenden Dornbusch. In diesem Zusammenhang sagt Rabbi Jismael sinngemäß: „Wenn es nicht Offenbarung wäre, dürfte man es nicht einmal denken!“ (Q 1)

Um wie viel mehr das für die Kreuzestheologie gilt, zeigt der entschiedene Protest des Islam, der gleich an zwei Aspekten Anstoß nimmt:

Zunächst an dem Gedanken der Selbsterniedrigung Gottes: Für einen Muslim ist es undenkbar, dass Gott Mensch wird, und es ist blasphemisch zu glauben, dass er am Kreuz stirbt. Allah ist der Schöpfer und Herrscher über das All. Seine Größe ist erhaben und darf nicht angetastet werden.

Zudem: Warum sollte der Tod am Kreuz erlösende Kraft haben? Stellvertretung gibt es nach islamischer Auffassung nicht, jeder Mensch ist vor Allah für sich verantwortlich. Zwar kennt der Islam die Fürbitte Mohammeds für seine Gemeinde, die umma, am Jüngsten Tag, aber die Tilgung von Sünde und Schuld ist allein Gottes Sache.

 

Quellen

(Q 1) vgl. Peter Kuhn, Gottes Selbsterniedrigung in der Theologie der Rabbinen, Kösel 1968, S.89