12. Der Weihrauch - Das rechte Gebet

Einführung

 

Die Verwendung von Weihrauch stammt ursprünglich aus dem römischen Staatszeremoniell. „Nach altrömischem Brauch  hatten bereits die Konsuln das Recht, dass ihnen beim öffentlichen Erscheinen Feuer vorangetragen wurde, eine Fackel oder auch eine Feuerpfanne, die fort und fort mit duftenden Gewürzen versehen wurde.“ (Q 1)

Später  ging dieses Vorrecht auf den Papst über, erst dann auf die Eucharistiefeier.

Das ist die rein historische Sicht. Man könnte aber sagen: In der Eucharistiefeier kommt die Verwendung des Weihrauchs erst zu ihrem eigentlichen Ziel. Da gehört sie wirklich hin.

Was heißt das konkret?

Was die Sinne wahrnehmen, ist:

  • Wohlgeruch
  • Wolke
  • das Aufsteigen nach oben

Diese sinnenhaften Wahrnehmungen kann man spirituell deuten:

 

Wohlgeruch und Wolke

Die orthodoxe Theologie vergleicht die heilige Feier mit einer Reise, bei der man den Alltag verlässt, in die Welt des Heiligen eintaucht und  verwandelt in den Alltag zurückkehrt.

Schon bei einem Konzert oder Film oder einer Opernaufführung verlassen wir den Alltag, um bereichert in ihn zurückzukehren. Viel mehr noch gilt dies für die Eucharistiefeier, bei der wir den Bereich des Heiligen betreten. Vom Reich der Werte sind heute fast nur noch die moralischen und der ästhetischen Werte im Bewusstsein. Aber erst, wenn der Mensch die Werte des Heiligen wahrnimmt, kommt er zur ganzen Fülle seiner Möglichkeiten.

So soll „der Weihrauch die Gaben, wie auch den Altar und die Gläubigen... in eine heilige Atmosphäre des Gebetes hüllen und somit den Vorgang am Altar symbolisch darstellen und verstärken“. (Q 2)

 

Das Aufsteigen nach oben

So wie der Weihrauch nach oben strebt, Gott entgegen, so soll auch unser Gebet aufsteigen und bei Gott Gnade finden.

Dieser Vergleich ist in der Hl. Schrift mehrfach bezeugt:

  •  Mein Gebet steige vor dir auf wie Weihrauch vor dein Angesicht. (Ps 141,2)
  • Aus der Hand des Engels stieg der Weihrauch mit den Gebeten der Heiligen zu Gott empor. (Off 8,4)

Aber das Aufsteigen des Gebetes ist keineswegs selbstverständlich. Wenn es nicht in der rechten Haltung gebetet wird, steigt es nicht auf. Und auch dann noch ist es ist allein die Entscheidung Gottes, ob er es annimmt.

In der Chassidischen Geschichte (Anlage 12.b) wird deutlich, dass vor allem das Bittgebet nur aufsteigen kann, wenn es in der rechten Weise vollzogen wird:

  • es darf nicht selbstsüchtig sein
  • es muss offen sein dafür, dass Gott die Dinge anders sieht als wir.
  • Richtig ist es, wenn es dem Gebet Jesu am Ölberg entspricht: Nicht mein, sondern dein Wille geschehe! So lehrt es Jesus selbst uns auch im Vaterunser: Dein Wille geschehe!

 

Der Grund der Inzens

(Ich verwende bewusst das Fachwort, weil „Beweihräucherung“ im Deutschen einen abwertenden Sinn hat.)

Inzensiert werden in der Eucharistiefeier (nach Q 5)

  • der Altar: denn er ist nicht irgendein Tisch. Er ist in den Dienst des Hohenpriesters Christus gestellt. Auf ihm wird das Kreuzesopfer Christi Gegenwart.
  • das Evangelienbuch: denn hier spricht Christus selbst zu seiner Gemeinde.
  • Brot und Wein: Die Inzens sondert die Gaben aus dem Alltagsbereich heraus.
  • der Priester: weil er in der Person des Hohenpriesters Christus handelt.
  • die Gemeinde

 

Quellen

(Q 1) J. A. Jungmann, Der Gottesdienst der Kirche, Innsbruck 1962, S. 18

(Q 2) M. Kunzler, Ein Laien“Messbuch“, S. 184

(Q 3) Ein Foto des betenden Papstes findet man unter hier

 (Q 5) vgl. „Weihrauch-Riten in der Hl. Messe“ – Predigt von Dekan Klaus Bucher,