1. Der Kirchturm - Aufschauen zu Gott 

Einführung

 

Kirchtürme haben mehrere Funktionen. Sie sind bzw. waren Träger des Geläuts, Wachturm mit Türmerwohnung (A 1 = Anmerkung 1), Wehr- und Fluchtturm, Leuchtturm, Repräsentation, Zeitanzeige, Aussichtspunkt und dienen der Geodäsie, in Ausnahmefällen dem Mobilfunk. (Q 1 = Quelle 1)

Es gibt aber auch eine Symbolik des Kirchturms. In einer Zeit, in der Kirchen abgerissen, verkauft und umgewidmet werden, droht diese Symbolik zu verblassen. Gerade deshalb aber sollte man sie neu ins Bewusstsein rücken:

Wenn Kinder verschiedene Kirchturmformen vergleichen, werden sie schnell erkennen, dass die Kirchtürme trotz der Formenvielfalt vom gotischen bis zum Zwiebelturm in der Regel oben spitz zulaufen. (A 2)

Die spitze Form ist nicht selbstverständlich: Es gibt nicht wenige Burgen mit stumpfen Türmen. Kirchtürme mit spitzer Haube dagegen sind wie Finger, die nach oben zeigen. Sie sagen uns:

Erhebe Deinen Blick über das Alltägliche!

Mache Dir bewusst, dass es über uns den unendlich großen Gott gibt, der Himmel und Erde erschaffen hat und den wir nie genug preisen können!

Insbesondere die Gotik hat diesen Verweischarakter des Turmes in einer für die damalige Zeit geradezu waghalsigen Weise betont: Der höchste Kirchturm der Welt, der Turm des Ulmer Münsters, ist 161,53 m hoch, der zweithöchste Kirchturm Europas und dritthöchste Kirchturm der Welt, der Nordturm des Kölner Doms, ist 157,38 m hoch. (Q 1)

Meist sind die Türme mit der Kirche verbunden, gerade bei modernen Kirchen stehen sie aber häufig frei. Freistehende Glockentürme heißen Campanile - vom italienischen Wort campana – die Glocke. Damit kommt die zweite Funktion des Turmes ins Blickfeld: Träger der Glocken zu sein (siehe Kap. 3).

Seine dritte Funktion, die Zeitanzeige, scheint in einer Welt der Uhren und Handys absolut entbehrlich. Gerichte können den viertelstündlichen Glockenschlag verbieten mit der Begründung, dass er keine sakrale Funktion hat. Ursprünglich hatte aber dieses „Ewigkeitsläuten“ durchaus eine religiöse Bedeutung. Es erinnerte an die begrenzte Zeit unseres Lebens: Mensch, bedenke, dass du Staub bist und zum Staub zurückkehrst! Noch heute gilt: Eine der Stunden, welche die Kirchturmuhr anzeigt, wird einmal unsere Todesstunde sein.

Gebet zu Beginn:  Man kann zahlreiche Gebete zum Heiligen Geist im Gotteslob finden. Eine andere Möglichkeit besteht darin, bei ein und demselben Gebet zu bleiben. Es besteht dann die Chance, dass unser Kind sich dieses Gebet fest einprägt.

 

Anmerkungen

(A1) Berühmt ist die Geschichte des Türmers der Krakauer Marienkirche, der die  Bevölkerung vor den eindringenden Tataren warnte und während seines Trompetensolos verstummte, da er von einem Pfeil getroffen wurde. Die Stadt Krakau hat zwei Türmer angestellt, die in zwei Schichten bis heute jede Stunde das abgebrochene Trompetensignal nachvollziehen. (Q 3)

(A2) Einige französische Kathedralen haben keinen spitzen Turm, z.B. Notre Dame in Paris. Umstritten ist, ob man aus finanziellen Gründen auf die Spitzen verzichtet hat, oder ob der Turmbau von Anfang an so geplant war. Turmlos sind auch die Kirchen  der Zisterzienser, Dominikaner und Franziskaner. Aber  sie verzichteten aus Bescheidenheit auf Türme oder begnügten sich mit Dachreitern.

 

Quellen

(Q 1) Wikipedia

(Q 2) Wikipedia

(Q 3) Google