Don Bosco (1815 bis 1888)

Anlage 24.b

 

Einführung:  André Frossard hatte eine Vision, ähnlich wie der heilige Paulus.

Uns werden solche Visionen nicht zuteil. Deshalb lernen wir jetzt einen Mann kennen, der auch keine Visionen hatte, aber dennoch ein Beispiel für die dreifache Wandlung ist, vor allem für die verwandelnde Wirkung auf andere Menschen.

 

Betrachtung der beiden Porträtfotos

Erstes Foto:

Don Bosco hat unzähligen Jugendlichen geholfen, aus Not, Elend und Kriminalität herauszufinden.

Inwiefern kann man im Blick auf Augen und Mund verstehen, dass die Jugendlichen ihm begeistert folgten?

Zweites Foto:

Diesem Menschen konnte man rückhaltloses Vertrauen schenken. Inwiefern kann man das an seinem Blick ablesen?

 

Teil I

Schon mit elf Jahren hatte Giovanni Bosco den Wunsch, als Priester verwahrloste Kinder und Jugendliche für Christus zu gewinnen. Er sagte zu seiner Mutter: „Die Jungen sind bestimmt nicht schlecht, aber sie werden es, weil sich niemand um sie kümmert.“

Und so begann er, die Jungen der umliegenden Dörfer um sich zu sammeln. Bei der Fröhlichkeit seines Wesens fiel ihm das nicht schwer. Wo er auftauchte, war er bald von einer großen Schar umringt.

Er konnte wundervoll Geschichten erzählen, war ein hervorragender Akrobat und beherrschte die verblüffendsten Zauberkunststückchen. Um für seine Tricks die nötigen Geräte kaufen zu können, verdiente er nebenher Geld, indem er Pilze und Kräuter sammelte, Schlangen fing oder Vogelkäfige und Strohhüte anfertigte.

Zäh und unverdrossen experimentierte er. Ein paar Mal stürzte er bei Seiltanzproben so hart, dass man glaubte, er müsse sich das Genick gebrochen haben. Doch der Junge stand auf und übte weiter, als sei nichts geschehen.

Dank dieser Ausdauer wurde er bald für die berufsmäßigen Taschenspieler und Gaukler eine gefährliche Konkurrenz. Er gab regelrechte Vorstellungen, zu denen sich auch Erwachsene einfanden. Mitten im Programm unterbrach er seine Vorführungen und sagte seinen Zuschauern mit der größten Selbstverständlichkeit: „Das Spannendste und Tollste kommt noch. Aber zuvor wollen wir miteinander beten.“

Manchmal hielt er in der Pause eine Predigt oder ließ ein Kirchenlied singen. Die ganze Belustigung war nur ein Mittel, Menschen zu Gott zu führen...

Don Bosco war der Sohn eines Bauern. Der Vater starb aber schon, als er erst zwei Jahre alt war. Nun musste die Mutter allein mit dem Hof zurecht kommen und Giovanni musste mit anpacken, schon als Kind. Und als sich der Wunsch regte, aufs Gymnasium zu gehen, war das ein großes Problem für die Mutter. Dennoch  gestattete sie ihm, in der nächst gelegenen Stadt die Lateinschule zu besuchen Täglich legte er zwanzig Kilometer Schulweg zu Fuß zurück. Aus Sparsamkeit trug er seine Schuhe in der Hand und lief barfuß.

Frau Bosco sah bald ein, dass dieses beschwerliche Pendeln keine Dauerlösung war, und gab ihren Giovanni in Pension bei einem Schneider am Schulort. Zu diesem Zeitpunkt war er bereits 15 Jahre alt. In der Klasse saß er zwischen lauter Jüngeren, und so wurde er von den Kameraden gehänselt und vom Lehrer als Tölpel behandelt. Doch bald hatte er durch seine Fröhlichkeit die Freundschaft seiner Mitschüler und durch seine überraschenden Glanzleistungen die Achtung seines Lehrers gewonnen.

Noch größere Erfolge errang Bosco auf dem Gymnasium in Chieri. Das Schulgeld wurde dem Begabten bald erlassen. Am meisten staunten alle über sein Gedächtnis. Beim Examen war Bosco fähig, jede beliebige Seite aus irgendeinem lateinischen Autor ohne Fehler auswendig vorzutragen und zu übersetzen. Anscheinend flog ihm alles nur so zu, denn der Hochbegabte brauchte seine Studien nicht auf die vorgeschriebenen Fächer zu beschränken...

Doch trotz seines Fleißes und seiner ausgedehnten Lektüre fand man Bosco keineswegs dauernd über den Büchern. Er hatte unter seinen Mitschülern einen „Klub der Fröhlichen“ gegründet, mit dem er oft im Freien war. Wieder imponierte er den Jungen durch seine Kunststücke: Er konnte ebenso gut auf ein laufendes Pferd aufspringen und auf dem Sattel stehend dahingaloppieren wie lustige Verse mit Melodien dazu verfassen. Er lernte  Violine, Klavier, Cembalo und Orgel spielen. Nebenher erlernte er das Schumacher-, Schreiner- und Schmiedehandwerk und legte die Meisterprüfung als Schneider ab. Als Piccolo in einem Kaffeehaus erwarb er sich noch weitere Fähigkeiten: Er konnte Getränke mixen, Liköre und Pralinen herstellen und Gefrorenes bereiten. Er mauerte, band Bücher ein, fabrizierte Geräte und bastelte Spielzeug. So hatte er außer der Erteilung von Nachhilfestunden Möglichkeiten genug, sich den Lebensunterhalt zu verschaffen.

Als der Sechsundzwanzigjährige die Priesterweihe empfing, hatte er sich allen Schwierigkeiten zum Trotz zu seinem Ziel durchgerungen. Nächst der Gnade verdankte er den Erfolg seiner zähen und überlegten Zielstrebigkeit...Wie ein Symbol dieses Charakterzugs wirkt die Erinnerung an ein Volksfest in Montafia:

„Man hatte einen Kletterbaum aufgestellt. Wertvolle Sachen hingen oben an der Spitze. Immer wieder versuchten die Burschen hinaufzuklettern. Aber es war zu schwierig. Bis zu einem Drittel der Höhe ging es den meisten gut, einige schafften die Hälfte.

Giovanni schaute zuerst lange zu und erkannte, dass die angewandte Technik falsch war: Die Kletterer gönnten sich keine Zeit. Ihre Hast brachte sie um den Erfolg. Deshalb wartete Giovanni, bis er sich ganz ruhig fühlte. Dann startete er mit langsamer Bedächtigkeit. Ab und zu umklammerte er mit den Beinen die Stange und verharrte ein wenig. So konnten Hände und Arme ausruhen. Die vielen Zuschauer lachten und lärmten, weil sie bei jedem Anhalten glaubten, jetzt beginne das Abrutschen. Als Giovanni aber den Höhenrekord brach, wurden alle still. Je näher der Junge der Spitze kam, desto bedenklicher schwankte die Stange. Zur Geschicklichkeit gehörte nun schon ein besonderer Mut, um bis zur Spitze durchzuhalten. Endlich war es geschafft.

Der Sieger bewies auch jetzt noch seine Besonnenheit: Er nahm sich nur das Wertvollste: einen Beutel mit zwanzig Lire, die größte Wurst und ein Taschentuch. Dann ließ er sich langsam herunter und verschwand unauffällig.“ (C. Salotti)

Der junge Priester ging nach Turin. Hier tat sich eine völlig neue Welt auf. Der bisher nur an ländliche Verhältnisse Gewöhnte erlebte das Elend des industriellen Proletariats.  Die wachsende Großstadt mit ihren Baumwollfabriken, Webereien, Strohflechtereien und ihrer Eisenindustrie sog immer neue Massen vom Lande heran. „Abends sieht man Scharen von Arbeitern, die von der Arbeit zurückkommen und in die stickigen Dachstuben oder in die Schlupfwinkel unterirdischer Räume steigen und sich dort gleichsam aufeinander schichten, um die Miete gemeinsam zahlen zu können... Es befinden sich auch Kinder dort, die verwaist oder von ihren Eltern verlassen, die verdorbene Luft dieser schmutzigen Löcher einatmen.“

Wo die Menschen  zusammengequetscht dahinvegetierten, mussten die Jungen verkommen. Eine Schulpflicht gab es noch nicht. Die Halbwüchsigen vagabundierten zerlumpt und verdreckt durch die Straßen, flegelten die Vorübergehenden an, bettelten und stahlen. Ganze Banden lieferten sich blutige Schlachten. In den Gefängnissen fand Bosco Scharen von Burschen im Alter von zwölf bis achtzehn Jahren in großen Räumen zusammengepfercht. Sie brüsteten sich mit ihren Untaten und tauschten ihre Erfahrungen aus. „Wie war ich erstaunt, dass viele von ihnen das Gefängnis verließen mit dem festen Vorsatz, ein besseres Leben zu beginnen. Doch schon bald wurden sie wieder an den Strafort zurückgebracht, den sie erst vor Tagen verlassen hatten. Ich merkte, dass viele nur deshalb in diese peinliche Lage geraten waren, weil sie sich selbst überlassen blieben, und kam zu dem Schluss: Wenn diese Burschen draußen einen Freund hätten, der sich ihrer liebevoll annähme, ihnen zur Seite stünde, sie in der Religion unterrichtete, wer weiß, ob sie dann nicht fernzuhalten wären vom Verderben oder ob sich die Zahl der Rückfälligen nicht vermindern ließe.“

Bosco begann, diese Jugendlichen um sich zu sammeln. Er trieb mit den Burschen Sport, veranstaltete Preisspiele und Ausflüge. Er gab ihnen Unterricht, sang und musizierte mit ihnen. Er besorgte ihnen Arbeitsplätze und besuchte sie in ihren Betrieben. Kurz – er war ihr Freund. Sein Zimmer stand jedem offen.

Bald zählte die Schar achtzig Jungen, nicht lange, und sie war auf 500 angewachsen. Bosco pachtete eine abgelegene Wiese, wo er die Jugendlichen an Sonntagen beschäftigte. Unter freiem Himmel sprach er zu ihnen, hörte Beichte – und die Jugendlichen hatten wahrhaftig einiges zu beichten –, er sang, betete und spielte mit ihnen und gab ihnen zu essen. Mit den Signalen einer Trompete hielt er alle in mustergültiger Ordnung. Von dieser Wiese aus zog man mit Trommel, Violine und Gitarre zu Ausflügen in die hügelige Umgebung der Stadt. Alle folgten ihrem Führer blindlings auf das geringste Zeichen.

 

Teil II

Die italienischen Priester jener Zeit gaben sich mit Jugendlichen nicht ab. Die Seelsorge begann erst beim Erwachsenen. Mit wachsendem Unverständnis beobachteten die Priester Turins das Treiben Don Boscos. Sie waren überzeugt, dass sein Experiment unverantwortlich sei, dass er seine Kraft überschätze, denn unter den Straßenjungen waren durchaus auch Kriminelle. Sie waren überzeugt, dass solche Zusammenrottungen bald nicht mehr zu steuern seien. Außerdem schien Bosco jeden Bezug zur Realität verloren zu haben, denn ohne einen Pfennig Geld zu haben,  phantasierte er von einer Jungenstadt, die er erbauen wollte, mit Schulen und Werkstätten, Schlafsälen und Freizeiteinrichtungen und einer großartigen Kirche. Priester wollte er aus ihnen machen, Handwerksmeister und Lehrer.

Die Mitbrüder kamen schließlich  zu der Überzeugung, man müsse ihn davor schützen, nicht wiedergutzumachendes Unheil anzurichten, und beschlossen, ihn in eine Nervenheilanstalt zu bringen.

„Zwei Priester erhielten den Auftrag, alles Erforderliche zu veranlassen. Sie suchten Don Bosco auf, unterhielten sich eine Weile mit ihm und schlugen endlich vor: „Du bist übermüdet und brauchst dringend eine Ausspannung. Wir laden dich ein mitzukommen. Unser Wagen wartet unten.“

An der Kutsche wollte man Don Bosco zuerst einsteigen lassen, doch dieser hatte seine Mitbrüder längst durchschaut und wehrte ab: „Aber nein, das wäre ja unhöflich, vor euch einzusteigen. Bitte, geht ihr voran!“ Kaum saßen die beiden Priester in dem geschlossenen Wagen, als Don Bosco den Schlag zuwarf und dem Kutscher zurief: „Fahr schnell, man erwartet die beiden!“

Der Krankenwagen, dessen Türen und Fenster von innen nicht geöffnet werden konnten, rollte los und lief bald  durch die weit aufstehenden Tore der Heilanstalt, die sich sofort hinter ihm schlossen. Die Wärter umstellten den Wagen, bereit, den irregewordenen Priester in Empfang zu nehmen. Wie staunten sie, als sie beim Öffnen des Wagenschlags gleich zwei Schwarzröcke vorfanden, von denen jeder behauptete, er sei nicht der Kranke. Alles Reden half den Hereingefallenen nichts, denn dass die Eingelieferten beteuerten, sie seien völlig normal, war man gewohnt. Beide wurden in eine Beruhigungszelle gesteckt, bis der Fall geklärt war.“

Indessen empfand Don Bosco immer dringender die Notwendigkeit, eine Unterkunft für seine inzwischen 700 Jungen zu mieten. Da er kaum Geld hatte, war er froh, nach langer Suche draußen im freien Feld endlich einen eine langen, etwas angeschlagenen Schuppen zu finden, in dem früher ein Schuster gearbeitet hatte, jetzt aber Ratten und Fledermäuse wohnten. In diesem Schuppen richtete er eine kleine Kapelle ein und nannte sie „das Oratorium“. Sie wurde das Zentrum der allwöchentlichen Treffen

Inzwischen hatte seine Arbeit so viel Aufsehen erregt, dass Don Bosco Schwierigkeiten von der Stadtverwaltung bekam. Wiederholt wurde er aufs Rathaus zitiert. Man legte ihm dringend nahe, die gefährliche Rotte der Jugendlichen zu entlassen. Aber Bosco gab nicht nach. Schließlich unternahm der Stadtpräsident Schritte, um die Treffen zu verbieten. Da schaltete sich der italienische König höchstpersönlich ein. Er ordnete an:

„Es ist mein Wille, dass diese sonntäglichen Versammlungen gefördert und beschützt werden. Sind Unordnungen zu befürchten, so suche man nach Mitteln, ihnen zuvorzukommen und sie zu verhindern.“

Boscos Werk war gerettet. Allerdings musste er sich fortan eine polizeiliche Überwachung gefallen lassen. Später erzählt er über diese Zeit: „Es war ein beglückendes Bild: Mehrere hundert Jungen saßen ruhig da und hörten zu. Hinter ihnen in Uniform sechs städtische Polizisten, je zwei und zwei an drei Stellen der Kapelle verteilt... Sie leisteten mir treffliche Dienste als Assistenten, obgleich sie nur gekommen waren, um auf mich aufzupassen. Es wäre schön gewesen, diese Schutzleute zu malen, wenn sie...mit dem Taschentuch das Gesicht bedeckten, um voreinander ihre Rührung zu verbergen, oder wenn sie den Jungen gleich, auf den Knien vor dem Beichtstuhl warteten, bis sie an die Reihe kamen. Manchmal habe ich damals mehr für sie als für die Jungen gepredigt.“

Der einst baufällige Schuppen des Oratoriums wurde schon bald ein Übernachtungsheim für heimatlose Jugendliche, denn die meisten von ihnen wollten bei Bosco bleiben. Er gab ihnen Unterricht und sorgte für Arbeit und Erholung, flickte selbst die Jacken, Hemden und Hosen der Jungen, schneiderte neue Anzüge, schnitt den Buben die Haare, besohlte Schuhe und stand mit umgebundener Schürze in der Küche, wo ihm seine Kochkünste zustatten kamen. Die Tüchtigsten der Jungen wählte er aus, um sie zu Assistenten, Katecheten und Lehrern auszubilden...

Allmählich sprach sich sein segensreiches Wirken herum, und es kamen die ersten Spenden, um Boscos Werk zu fördern. So wurde es ihm, der eigentlich nie Geld hatte, möglich, das Grundstück zu vergrößern und Erweiterungsbauten zu errichten. Schließlich entstand eine Abendschule, eine Gewerbeschule und ein eigenes Gymnasium. Der baufällige Schuppen war einem ganzen Komplex von Gebäuden gewichen, in dem 800 Jungen wohnten, die eine Hälfte Lehrlinge, die andere Hälfte Gymnasiasten. Fast alle empfingen ihren Lebensunterhalt ganz oder teilweise von Don Bosco.

In den Lehrwerkstätten des Oratoriums wurden Schuhmacher, Schneider, Setzer, Drucker, Buchbinder, Kunstschreiner, Schlosser und Landwirte ausgebildet. Ehe die ersten Meister angestellt wurden, machte Bosco selbst den ausbildenden  Handwerksmeister. Seine

sagenhafte Vielseitigkeit kam ihm jetzt sehr zustatten. Praktische Arbeit in der Werkstätte und theoretische Unterweisung im Lehrsaal wechselten miteinander ab. Bosco legte Wert darauf, stets die modernsten Maschinen und Apparate in seinen Betrieben zu haben. Er wollte, dass seine Häuser Gas und Elektrizität in Dienst nahmen, und freute sich über jede neue technische Erfindung und Entdeckung...

Im Jahre 1859 gründete er die Salesianische Gesellschaft für die „Arbeit unter gefährdeten und verwahrlosten Jugendlichen“. Unter seiner Leitung verbreitete sich der Orden bald über Italiens Grenzen hinaus und fasste Fuß in Frankreich, Spanien, England, Belgien, Patagonien, Uruguay, Brasilien, Chile und Ekuador. Bosco selbst sah etwa 2.500 Priester aus den salesianischen Häusern hervorgehen. Vierzehn von seinen Schülern wurden Bischöfe.

Doch so erstaunlich seine organisatorischen Leistungen sind – die eigentliche Größe Don Boscos liegt nicht in ihnen, sondern in dem Beispiel erzieherischer Kunst, das er gab. Er handelte nach dem Grundsatz: Vertraue dem Jungen, auch wenn er es nicht verdient, dann machst du ihn vertrauenswert!

Welche Strahlkraft seine Klugheit und Güte entfalteten, zeigt das folgende Beispiel:

Im Turiner Gefängnis hatte Don Bosco den Insassen Exerzitien gegeben. Am Ende überraschte er den Gefängnisdirektor mit der ungewöhnlichen Bitte, alle 300 Delinquenten für einen Tag zu einem Ausflug nach Stupinigi zu beurlauben. Bosco wollte mit den Häftlingen frühmorgens aufbrechen und vor Anbruch der Dunkelheit wieder zurück sein.

Der Direktor mochte geglaubt haben, Don Bosco sei übergeschnappt, jedenfalls lehnte er ab. Auch der Provinzpräfekt sprach natürlich ein entschiedenes Nein. „Sie glauben doch nicht im Ernst, dass auch nur einer von diesen schweren Jungs zurückkommt!“ Bosco aber ließ nicht locker und wandte sich an die höchste Instanz, den Minister Ratazzi.

Dieser Herr gehörte anscheinend zu jenen Leuten, die Sinn für ausgefallene Sachen haben. Er genehmigte den Ausflug, meinte aber, es müssten unbedingt Carabinieri in Zivil unauffällig folgen, für alle Fälle. Doch von solchen Vorsichtsmaßnahmen wollte der Priester nichts wissen. Schließlich überließ der Minister, freilich mit gemischten Gefühlen, die ganze Verantwortung dem Seelsorger. Bosco eilte ins Gefängnis und verkündete den Gefangenen, dass sie den nächsten Tag in Freiheit und Sonne verbringen sollten. Der Jubel war ungeheuer. „Aber“ fügte Don Bosco hinzu „ich habe mein Wort gegeben, dass ihr euch alle gut führt..., dass ihr alle zurückkommt... Kann ich sicher sein, dass keiner einen Fluchtversuch unternehmen wird?“ „Ja, ja“ brüllten alle ringsum, und die Stärksten stießen schon Drohungen aus gegen jene, die es wagen sollten, nicht bei der Stange zu bleiben. Es wurde ein glorreicher Tag für die 300 Häftlinge. Sie waren wirklich wie Lämmer und rührend nett zu Don Bosco, den sie als Helden des Tages feierten.

Am Abend im Gefängnis fehlte kein einziger. Staunend rief der Minister. „Nun sagen Sie mir, warum hat der Staat nicht die Macht über die Jungen, die Sie ausüben?“  „Exzellenz“ antwortete Bosco, „der Staat kann nur befehlen und strafen. Wir Priester dagegen wenden uns an das Herz. Unsere Kraft ist das lebendige Wort Gottes.“

 

Wiederholung

Wer oder was wird gewandelt?

  • bei der Ersten Wandlung: (Brot und Wein)
  • bei der Zweiten Wandlung: (wir selbst)
  • bei der Dritten Wandlung: (die Menschen, mit denen wir zu tun haben)

Ein berühmter Ausspruch von Don Bosco lautet:

Fröhlich sein, Gutes tun und die Spatzen pfeifen lassen.

Wen hat er wohl mit den Spatzen gemeint?