Jesu Geduld mit Petrus - und uns
Anlage B 2.a

 

Wiederholung

  1. Immer wieder erlebte Petrus die göttliche Macht Jesu.
    1. Wo war er zum ersten Mal fasziniert von der Macht seiner Worte?
      in der Syn……….. von Kapharnaum
    2. Bei welcher Gelegenheit staunte er über die Macht Jesu, Krankheiten zu heilen?
      als seine Schw…………………….. von Jesus geheilt wurde
    3. Durch welches Ereignis wurde ihm die Heiligkeit Jesu und die Hässlichkeit der Sünde bewusst?
      beim reichen Fi……………………
  2. Petrus erlebte Jesus aber auch in seiner Menschlichkeit.
    1. Was empfand Jesus, als die 72 Jünger ihn verließen?
      große Entt………………….
    2. Wie reagierte Jesus, als er hörte, dass sein Freund Lazarus gestorben war?
      Er w………….
    3. Was empfand Jesus, als der Hauptmann von Kapharnaum ihmbedingungslos vertraute?
      Er empfand große Fr…………..
    4. Warum hingen die Kinder in solchem Maße an ihm, dass es den Jüngern manchmal lästig wurde?
      weil er ihnen so her………. begegnete und sie als Vorb…… für die Gläubigen hinstellte.

 

Text 6: Petrus droht zu versinken

 

Nach all diesen Erfahrungen hätte ich eigentlich nie mehr an ihm zweifeln dürfen. Aber der Mensch ist schwach. Für das, was ich euch jetzt erzähle, schäme ich mich noch heute. Ich will es trotzdem frei bekennen, um euch Mut zu machen, wenn euer Glaube einmal schwach wird. Und das ist es ja eigentlich, was Jesus am meisten schmerzte: wenn man ihm nicht vertraute.

Es war nach der wunderbaren Brotvermehrung. Jesus entließ die Menge und sagte zu uns, wir sollten schon vorausfahren nach Kapharnaum, er werde später nachkommen. Wir wussten, was das bedeutete. Es kam öfter vor, dass Jesus uns wegschickte. Er wollte dann allein sein und mit seinem Vater sprechen. Manchmal betete er die ganze Nacht hindurch. Es war ein Zwiegespräch mit dem Vater, mit dem er in inniger Gemeinschaft lebte.

Damals haben wir zum ersten Mal begriffen was Beten heißt. Zwar ist es uns nicht möglich, so vertraut mit Gott zu sprechen wie Jesus, aber dadurch, dass er zum Vater zurückgekehrt ist, hat er uns das Beten leichter gemacht: Nun können wir uns durch ihn an den Vater wenden.

Wenn wir das tun, dann ist unser Beten nicht mehr eine mehr oder weniger lästige Pflichterfüllung nach dem Motto: Morgens und abends muss man beten, sondern dann wenden wir uns an den, der unter uns gelebt hat, der Mensch wie wir war, der gefühlt hat wie wir, der Enttäuschungen und Leid erfahren, aber sich auch mit uns gefreut und Festmahl gehalten hat. Und wenn wir gelernt haben, zu ihm zu beten, dann führt er uns weiter zum Vater.

Aber kehren wir zurück zu jener Nacht. Es herrschte ein starker Gegenwind. Wir mussten uns schwer in die Riemen legen, um überhaupt voran zu kommen, denn unser Boot drehte sich im Kreise.
Plötzlich schrie einer von uns gellend auf, es war mein Bruder Andreas. Er zeigte entsetzt auf eine Gestalt, die aus etwa 20 m Entfernung über das Wasser auf uns zukam. Was war das? Ein Gespenst? Kein Mensch kann über das Wasser gehen! Uns packte das blanke Entsetzen.
Da begann die Gestalt zu reden und sagte: Habt Vertrauen! Ich bin es! Fürchtet euch nicht! Es war Jesus!

Was jetzt in mir vorging, kann ich nicht richtig erklären. Ich hatte einfach das Bedürfnis, bei Ihm zu sein. Die dunkle Nacht, der hohe Seegang, die plötzliche Erscheinung - wahrscheinlich waren es der Schock und die Angst, die mich veranlassten, seine Nähe zu suchen. Jedenfalls rief ich: Herr, wenn Du es bist, so befiehl, dass ich auf dem Wasser zu Dir komme!

Stellt euch das vor. War ich von Sinnen? Es musste mir doch klar sein, dass ich versinken würde. Aber so bin ich nun mal - nicht lange überlegen, handeln! In dem Augenblick hatte ich jedenfalls nicht das geringste Bedenken. Jesus war da, das genügte.

Ach, wenn man doch immer ein solches Vertrauen hätte! Kaum war ich einige Schritte gegangen, da kam eine hohe Woge auf mich zu. Einen Augenblick lang konnte ich Jesus nicht sehen, und da wurde mir plötzlich bewusst, was ich tat. Das ganze Vertrauen schwand dahin, ich sah nur noch das aufgewühlte Wasser und begann unterzugehen. In Todesangst schrie ich: Herr, rette mich! Und Jesus streckte die Hand aus, ergriff mich und sagte: Du Kleingläubiger, warum hast du gezweifelt?

Du Kleingläubiger, sagte er. Das war ein Vorwurf, der mich ins Herz traf. Mein mangelndes Vertrauen schmerzte ihn, das war klar. Sein größter Wunsch war immer, dass man ihm rückhaltlos vertraute. Ich aber hatte genauso reagiert wie vor dem reichen Fischfang: Ich hatte ihm nicht geglaubt!

Wenn es um den Glauben ging, konnte Jesus sehr fordernd sein. Bisweilen hat er mich heftig getadelt. Aber ich wusste: Er wollte immer nur mein Bestes, Er wollte, dass ich im Glauben Fortschritte machte. Und ehrlichkeitshalber muss ich hinzufügen: Ich brauchte seine Zurechtweisung, bisweilen auch eine kräftige Zurechtweisung, weil ich ein ziemlicher Dickkopf bin.

Meistens hat Er mich aber sehr schonend behandelt. Ich erinnere mich an eine kleine Szene nach seiner Auferstehung:
Jesus hatte mir vorausgesagt, dass ich für ihn das Martyrium erleiden würde. Wenige Wochen vorher hätte mich diese Ankündigung eines gewaltsamen Todes erschlagen, aber inzwischen war so viel geschehen, ich war jetzt darauf gefasst. Da fiel mein Blick auf Johannes, der ja Jesus sehr nahe stand, und ich sagte: Herr, was wird denn mit ihm? Das war wieder so eine Vorwitzigkeit, wie sie mir immer wieder unterläuft. Jesus aber sagte nur: Was geht das dich an? Überlass das mir!

Da hatte ich meine Antwort, aber, wie gesagt, solche Zurechtweisungen brauchte ich, und im Grunde war ich Jesus dankbar dafür.
Ach, ich muss es einmal sagen: Es gibt nichts Schöneres, nichts Tieferes und Mitfühlen-deres, nichts Besonneneres, Menschlicheres und Vollkommeneres als Jesus!

 

Fragen zum Text

  1. Das Gebet Jesu
    1. Zu welcher Tageszeit betete Jesus am liebsten?
    2. Wir könnten wohl kaum die ganze Nacht beten. Warum fiel es ihm leicht?
    3. Wenn wir zu Gott beten, dürfen wir uns zunächst an Jesus Christus wenden. Warum ist das eine große Hilfe?
    4. Aber Jesus Christus will nicht, dass wir bei ihm stehen bleiben, er will uns zum Vater führen. Das sieht man an dem Gebet, das er uns selbst gelehrt hat. Wie beginnt es?
  2. In der Nacht kam Jesus über den See auf die Jünger zu.
    1. Was sagte er, als er ihr Entsetzen sah?
    2. Warum sagte er zu Petrus: Du Kleingläubiger?

 

Fortsetzung der Petrus-Erzählung

Vor einer Woche habe ich versucht, euch zu schildern, wie persönlich, wie vertraut mein Umgang mit dem Herrn war. Er verstand mich, er verstand die etwas polterige Art, mit der ich ihn verehrte. Aber er musste viel Geduld mit mir haben.

 

Text 7: Die Fußwaschung

Ich hatte euch ja schon gesagt, dass meine Vorwitzigkeit immer wieder mit mir durchging. So war es auch am Abend vor seinem Leiden.
Wir saßen beim Mahle. Plötzlich begann Jesus, uns der Reihe nach die Füße zu waschen. Ich konnte es nicht fassen: Der Meister wäscht seinen Schülern die Füße! Das war doch eine verkehrte Welt: Den Gästen die Füße waschen - das ist die Aufgabe der Sklaven! Wenn wir Jünger Ihm die Füße gewaschen hätten - das wäre in Ordnung gewesen, aber so? – Doch keiner protestierte! Ich wurde richtig zornig. Warum ließen sie sich das gefallen?

Als ich dann an die Reihe kam, habe ich gesagt: Niemals, Herr, sollst du mir die Füße waschen! Aber der Herr schaute mich an, so ernst und verständnisvoll zugleich, und sagte: Wenn ich dich nicht wasche, hast du keinen Anteil an mir! Da wurde mir klar, warum er das tat. Es war ein Zeichen der Gemeinschaft mit ihm. Anteil an ihm haben, das hieß: Anteil haben an seiner Herrlichkeit, hier und zukünftig im Himmelreich. Hatte Jesus nicht kurz zuvor gesagt: Wo ich bin, dort wird auch mein Diener sein? Und ich wollte doch einmal dort sein, wo er sein würde!

Und so rief ich: Herr, dann nicht nur die Füße, sondern auch die Hände und das Haupt! Da lächelte der Herr und sagte: Wer vom Bad kommt, ist schon ganz rein und braucht sich nur noch die Füße zu waschen.

 

Text 8: Jesus kündigt dem Petrus die Verleugnung an

Nach dieser Szene glaubte ich, meine Treue zu Jesus sei unerschütterlich. Umso unbegreiflicher ist für mich, was wenige Stunden später geschah. Den groben Verlauf kennt ihr ja, aber ich möchte hier auf einige Punkte besonders eingehen.

Während des Mahles war die Stimmung gedrückt. Im Raum herrschte eine äußerst gespannte Atmosphäre, denn es war klar: In dieser Nacht würde sich alles entscheiden. Und es war mit Händen zu greifen: Der Lauf der Dinge war nicht aufzuhalten. Er war nicht aufzuhalten, weil Er es so wollte. Alles lag in seiner Hand, aber Er machte keinerlei Anstalten, das Entsetzliche zu verhindern.

Noch unerträglicher wurde die Spannung, als Jesus plötzlich sagte, einer von uns würde ihn verraten. Und auf die anderen würden schwere Versuchungen zukommen. Dabei schaute er auch mich an. Da spürte ich, wie mir das Blut zu Kopfe stieg, und ich sagte: Herr, ich bin bereit, mit dir in den Tod zu gehen! Aber Jesus schüttelte nur traurig den Kopf und sagte: Petrus, ehe heute der Hahn kräht, wirst du mich dreimal verleugnen!

Noch heute schaudert es mich, wenn ich an diesen Augenblick denke. Was hatte Jesus da gesagt? Ich würde ihn dreimal verleugnen? Das war doch das Schlimmste, was man überhaupt machen konnte. Was gibt es Schlimmeres, als seinen besten Freund zu verraten? Ich war zutiefst erschüttert, ich konnte mir das nicht vorstellen. Aber Jesus kannte die Menschennatur besser, er behielt in allem Recht.

 

Text 9: Getsemani

Nach dem Mahl gingen wir hinaus zum Ölberg. Einige von euch kennen den Weg, vom Abendmahlssaal aus geht man zunächst an der Stadtmauer entlang und dann hinab ins Kidron-Tal. Der Weg dauert ungefähr eine halbe Stunde. Es war spät geworden. Als wir ankamen, war es schon Mitternacht.

In Getsemani waren wir oft gewesen, Jesus liebte diesen Ort, aber nie war die Stimmung so düster wie an diesem Abend. Jesus sagte, wir sollten uns unter den Ölbäumen lagern, Jakobus, Johannes und mich nahm er noch ein Stück weiter mit, dann wies er auch uns an, uns zu lagern. Er entfernte sich einen Steinwurf weit, und da sahen wir ihn beten.
Es war erschütternd, ihn zu beobachten. Er war zutiefst aufgewühlt, es war, als schüttle es ihn.

Er hatte uns gebeten, wir sollten mit ihm wachen und beten, aber schon bald überkam uns eine unwiderstehliche Müdigkeit. Die ungeheure Spannung, die den ganzen Abend über geherrscht hatte, forderte ihren Tribut, die Augen fielen uns zu, und bleierner Schlaf überkam uns.

Plötzlich fuhr ich auf: Jesus stand vor mir und sagte: Simon, konntest du nicht einmal eine Stunde mit mir wachen? Da war sie wieder, seine Enttäuschung. Sie durchzog den ganzen Abend wie ein roter Faden. Stellt euch das vor: Jesus, der Starke, Jesus, der in so vielen Streitgesprächen den Schriftgelehrten und Pharisäern mit Löwenmut entgegengetreten war, Jesus, der Kranke geheilt, der dem Sturm geboten hatte, der über das Wasser gegangen war und die Ansteckung nicht scheute, als er die Leprakranken berührte, dieser Jesus brauchte jetzt uns! In der schlimmsten Stunde seines Lebens bat er uns, bei ihm zu sein! Ja, wir hätten ihm beistehen müssen, wir hätten wachen und mit ihm beten müssen. O, wie unglaublich haben wir versagt!

 

Fragen zum Text

  1. Jesus musste mit Petrus viel Geduld haben. Erkläre, warum?
    • bei der Fußwaschung
    • als Petrus sagte: Ich bin bereit, mit dir in den Tod zu gehen!
    • in Getsemani
    Zwei Beispiele aus dem vorigen Kapitel:
    • beim reichen Fischfang
    • als Petrus auf dem Wasser zu ihm kommen wollte.
  2. Warum ist es tröstlich für uns, dass Jesus mit Petrus so viel Geduld hatte?
  3. Warum lag Jesus so viel daran, dass die Jünger mit ihm wachten?
  4. Jesus sehnt sich auch nach der Gemeinschaft mit uns. Welche Möglichkeiten haben wir, ihm diese Gemeinschaft zu schenken?

 

Es folgt das Bilderspiel Teil II.

 

Zusammenfassung

  1. Warum ist es für uns tröstlich, dass Jesus mit Petrus so viel Geduld hatte?
  2. Jesus war ganz Mensch, und so brauchte er auch die Gemeinschaft der Menschen. Wie zeigte sich das in Getsemani?
  3. Welche Möglichkeiten haben wir, seine Liebe zu erwidern?
  4. Wenn wir uns zu Gott beten wollen, dürfen wir uns zunächst an Jesus Christuswenden. Warum ist das eine große Hilfe für uns?
  5. Jesus will aber nicht, dass wir bei ihm stehen bleiben. Er will uns zum Vater führen. Das sehen wir an dem Gebet, das er selbst uns gelehrt hat. Wie beginnt es?

 

Zum Abschluss ein Video:

 

Papst Franziskus feiert Messe im Jugendgefängnis

 

Fragen zum Video:

  1. Wem wäscht der Papst die Füße?
  2. Was tut der Papst, nachdem er den Fuß des ersten Strafgefangenen abgetrocknet hat?
  3. Das Mädchen, das als dritte an der Reihe ist, schlägt die Hand vor den Mund. Wie deutest Du diese Geste?

 

Nach dem Video:

Gibt es in Deiner Klasse Schüler/innen, die von den anderen ausgegrenzt werden? Was kann man da tun?